Wissenswertes über Federkernmatratze

Ein beispielhafter Aufbau für Taschenfederkernmatratzen am Beispiel einer Kirchner Sanaflex Matratze
copyright Kirchner

Aufbau einer Federkernmatratze

Wie allen Matratzen kann man der Federkernmatratze von außen nicht ansehen, wie sie innen beschaffen ist. Selbst wenn man sie aufschneiden würde, um sie Schicht für Schicht zu betrachten, wäre man noch nicht viel klüger.
Deshalb wollen wir nachfolgend auf den Aufbau einer Federkernmatratze näher eingehen, der von innen nach außen gesehen wie folgt aussehen kann:

  • Federkern
  • Polsterträger
  • Grobpolster
  • Abdeckung bzw. Feinpolster
  • Träger für Steppmaterial
  • Steppmaterial
  • Drell

Zu bemerken ist. dass der Aufbau von Hersteller zu Hersteller doch sehr variabel ist und auch entsprechend den Anforderungen an das Endprodukt unterschiedlich sein muss. Es sind Matratzen auf dem Markt, bei denen bis zu 15 Schichten verarbeitet werden. Ob damit der Federkern noch eine Wirkung zeigen kann, ist allerdings eine andere Frage.

Federkern-Typen

Folgende Typen von Federkernen werden unterschieden.
 

  • Bonellfederkern (Taillenfederkern)
  • Endlosfederkern
  • Taschenfederkern

Polsterträger

Der Polsterträger hat einerseits die Aufgabe, das eigentliche Füllpolster gegen die Scheuerungen, die von den Federringen, Federknoten, Klammern und dem Knotendraht ausgehen, zu schützen, andererseits soll er, wie der Name schon sagt, die spätere Polsterung auf der Federkernfläche tragen. Er verhindert das Eindringen der Polster in die Federwindungen, und das ist auch der Grund dafür, dass man in der fertigen Matratze die einzelnen Federn nicht spürt. 
Als Polsterträger werden heute die unterschiedlichsten Materialien verwendet. Laut RAL - Bedingungen muss zur Abdeckung des Federkerns und als Träger für das eigentliche Polstermaterial mindestens gleichwertiges textiles Flächengebilde (z. B. Nadelfilz mit Träger - oder Bindemittelverfestigung) eingesetzt werden. Bei rahmenlosen Federkernen aus Taillen- oder Endlosfedern muss der Polsterträger dagegen aus einem Nadelfilz oder vernadeltem Vliesstoff mit einem Mindestflächengewicht von 1000 g/qm bestehen. 
Anstelle dieser Abdeckung erlaubt die RAL-Bedingung auch den Einsatz eines Drahtgitters (Stahlpolsterträger), welches in der Hauptbelastungszone eine Verteilung der Punktlast auf eine große Fläche bewirkt. Andere gleichwertige Stoffe wie Schaumstoff, straffelastische Kokosmatten usw. sind zulässig, wenn sie die o. a. Bedingungen erfüllen. 
Auf die Polsterträger, die z. T. bereits Funktionen eines Grobpolsters übernehmen, kommt das eigentliche Polster. Hier unterscheidet man zwischen Grob- und Fein- bzw. Komfortpolster. 

Grobpolster

Grob- und Grundpolster

Nachdem der Federkern mit dem Polsterträger versehen wurde, kann das Grobpolster alleine aufgebracht werden. Man spricht in diesem Fall von Fassonarbeit, da das Grobpolster von Hand aufgelegt wird. Diese Methode verteuert die Matratze, weshalb heute meist Polstermatten verarbeitet werden. Eine Polstermatte ist Polsterträger und Grobpolster zugleich. Als Materialien finden Verwendung:

1. Kokos
Hierbei handelt es sich um die kurzen. nicht verspinnbaren Fruchtfasern der Kokospalme, die zäh und ohne jeden Eigengeruch sind. Wenn man sie veredelt, d. h. wäscht, färbt, krüllt und wachst, erhält man ein Füllmaterial von großer Bauschkraft und Elastizität

2. Sisal
Sisal stammt von den Blättern verschiedener Agavenarten afrikanischer oder indischer Herkunft. Die Faser ist besonders zäh, lässt sich sauber verarbeiten, wird gekräuselt und hat keinerlei Eigengeruch. Sie ist am teuersten und gleichzeitig am besten, was auf ihre Zähigkeit zurückzuführen ist.

3. Rosshaar
Unter Rosshaar versteht man nur die Mähnen - und Schweifhaare der Pferde. Hierauf wird bei dem Kapitel "Feinpolster" ausführlich eingegangen.

4. Polyester- und Acrylvliese
Hierbei handelt es sich um Polstervliese - auf deren Herstellung wir noch eingehen - aus synthetischen Rohstoffen, die gekräuselt und sehr voluminös sind. 
In verschiedenen Herstellungsverfahren werden diese Rohstoffe zu Polstermatten verarbeitet, die aus einem Jute-Trägergewebe (oder gleichwertigen textilen Flächengebilden) bestehen, auf welchen in einem intensiven Vernadlungsprozess die entsprechenden Materialien aufgebracht werden. Dann wird die Unterseite verleimt oder mit einem Latexüberzug versehen, damit sie besonders scheuerfest ist. 
Eine mit Reißspinnstoffen benadelte Polyäthylenfolie mag zwar preisgünstig sein, ist aber nur beschränkt luftdurchlässig. Wenn auch durch den Vernadlungsprozess die Folie perforiert ist, so ist es doch logisch, dass kein genügender Feuchtigkeitsdurchlass erfolgen kann. Genadeltes Rosshaar oder latexierte Kokosmatten sind dagegen relativ teuer. In Form von genadelten Polyestervliesen wird eine neue Generation von Federkernabdeckungen angeboten, die sich in der Praxis bewährt hat und eine hohe Scheuerfestigkeit aufweist. Neben diesen Materialien wird auch hochelastischer Polyätherschaum eingesetzt. der die Federkernmatratzen besonders leicht und hygienisch macht. Matratzen mit einem Grobpolster aus Naturmaterialien sind fühlbar schwerer als solche mit einem Polster aus Polyätherschaum. Erst mit letzterem Material war es möglich, eine hochelastische einteilige Federkernmatratze zu konstruieren, die ein Gewicht von 12-13 kg für die Abmessung 100 x 200 cm aufweist. Schaumstoff als Grobpolster muss besondere Anforderungen (siehe Auszug aus den RAL-Bedingungen RAL-RG 443) erfüllen. Er kann neben seiner Aufgabe als Grobpolster auch ein Formpolster sein, wenn er auch an den Seitenflächen eingesetzt wird und nicht als Ober- bzw. Unterplatte.

5. Latex- und Kaltschaumpolster
Bei hochwertigen Taschenfederkernmatratzen verwenden die Hersteller Polsterauflagen aus Latex oder Kaltschaum, um eine flexiblere Anpassung der Matratze an den Körper des Schläfers zu gewährleisten. Diese Schaumpolsterungen sind in der Regel mit Lüftungskanälen versehen, um eine hervorragende Luftzirkulation zu gewährleisten.

Feinpolster

Schafschurwolle
Schurwolle wird vom lebenden Schaf geschoren und stammt aus den großen Schafzuchtfarmen, die eine feine, helle und gut gekräuselte Qualität hervorbringen. Die Schur wird lediglich sortiert und gewaschen, sonst aber völlig naturbelassen. 
Schurwolle besitzt die naturgegebene Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder an die Außenluft abzugeben. Dies ist besonders wichtig, da der Mensch bekanntlich bis zu 1/2 Liter Feuchtigkeit pro Nacht ausscheidet. Schafschurwolle sorgt für ein trockenes, gesundes Schlafklima, bewahrt Körperwärme. ist dauerelastisch, antirheumatisch und formbeständig. wirkt klimaregulierend und fördert das Wohlbefinden. Besonders ältere Menschen sind wärmebedürftig und schätzen Feinpolster aus Schafschurwolle. Im Verhältnis zum Lama- oder Kamelhaar usw. ist Schafschurwolle eine preiswerte Naturfaser.

Kamelhaar
Kamelhaar wird nicht von den in Afrika lebenden Lasttieren gewonnen, sondern von den asiatischen Trampeltieren (= zweihöckrige Kamele) speziell aus der Mongolei und aus China, die nur zur Gewinnung des Kamelhaares gehalten werden. Gegen das raue Klima und die extreme Kälte schützen sich diese Tiere durch das feine Unterhaar ihres Felles. Dieses wertvolle Unterhaar ist sehr geschmeidig und hat ein noch größeres Wärmerückhaltevermögen als Schafschurwolle, wobei es dieser im Faseraufbau ähnlich ist. Wie könnte sich sonst ein Kamel vor den extremen Temperaturschwankungen von 60 Grad Hitze am Tage bis zu 20 Grad Kälte in der Nacht schützen. Darüber hinaus kann das Kamelhaar sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen, nämlich bis zu 20 Prozent seines Eigengewichtes. Die ideale Voraussetzung für ein trockenes Schlafklima. Dazu kommt das geringe spezifische Gewicht des Kamelhaares, welches trotzdem stark belastbar, stabil und widerstandsfähig ist.

Lamahaar
Lamahaar stammt von dem südamerikanischen Alpaca- oder Kamelschaf, welches im Hochland der Anden (Peru, Bolivien) halbwild zur Wollgewinnung gehalten wird. Diese Tiere sind extremen Witterungsverhältnissen ausgesetzt und schützen sich durch ihr prächtiges Fell. Das Lamahaar hat deshalb ein gutes Wärmevermögen im Verhältnis zum Gewicht. Es ist für Matratzenpolster ein wertvolles Naturhaar mit hervorragender Kapillarität, sehr weich und dabei sehr strapazierfähig. Wenn man bedenkt, dass pro Tier nur ca. 2-3 kg Lamahaar pro Schur gewonnen werden, kann man auch den Preis verstehen.
    
Kaschmir
Kaschmir (auch Cashmere) ist das edelste, seltene Unterhaar der Schalziege oder Kaschmirziege, die in der Mongolei, im Himalaja, sowie im persischen und afghanischen Hochland lebt. Sie bewegt sich in großen Höhen und schützt sich durch ihr weiches Unterfell gegen die extremen Witterungsverhältnisse. Pro Tier gewinnt der Züchter jährlich nur 80-100 Gramm, und wenn man bedenkt, dass das Haar nicht geschoren, sondern von den Tieren abgestoßen und eingesammelt werden muss, leuchtet auch der hohe Preis ein. Das Kaschmirhaar ist das wertvollste Tierhaar überhaupt und hat ein niedriges Gewicht, einen feinen seidenartigen Glanz sowie eine enorme Wärmehaltung. An Weichheit ist diese Luxus-Naturfaser nicht zu übertreffen.

Angora
Angorahaar kommt aus den vorwiegend französischen Angora-Kaninchen-Farmen, die das bekannt leichte, feine und weiche weiße Naturhaar mit den höchsten antirheumatischen Eigenschaften liefern. Im Angorahaar vereinen sich ausgezeichnete Anschmiegsamkeit und hervorragende Wärmehaltung für einen naturgesunden Schlaf. Für Rheumatiker gibt es kein besseres Feinpolster. Auch hier werden pro Tier im Jahr nur 250 Gramm Wolle gewonnen.

Seide
Die Wildseiden in den Abdeckungen stammen von den Kokons wildlebender Schmetterlinge Asiens und Afrikas. Die bekannteste ist die aus Indien stammende Tussahseide, die zu den feinsten und hochwertigsten Naturfasern zählt und in ihrem Wert vielleicht den Daunen gleichzusetzen ist. Aus China oder Japan kommen die Seiden des wildlebenden, nicht züchtbaren Eichenspinners aus der Familie der Nachtpfauenaugen. Wildseiden sind sehr leicht, geschmeidig und temperaturausgleichend, vor allem aber von sympathischem Griff, bestens hautverträglich und so für Empfindliche das richtige Feinpolster. 
Es sei noch darauf hingewiesen, daß »Wildseide« laut Textilkennzeichnungsgesetz als Rohstoffangabe nicht gebraucht werden darf. Auch Fasern aus den Kokons wildlebender seidenspinnender Insekten dürfen nur mit »Seide« bezeichnet werden. Alle anderen Angaben sind unzulässig.

Baumwolle
Hier werden die Baumwoll-Linters (die kurzen, nicht spinnfähigen Fasern der Baumwoll-Kapsel) verarbeitet. Durch Kreuzungen und wissenschaftlich betriebene Anbaumethoden wurden die Baumwollfasern immer länger, zarter und weicher, ohne dadurch ihre bekannte Robustheit zu verlieren. 
Baumwolle ist eine hygroskopische Faser, die bis zu 45 Prozent ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben kann. Sie ist fein, gekräuselt, weich und anschmiegsam und trotzdem dank der Robustheit ein ideales Abdeckmaterial für stärker beanspruchte Matratzen mit vollem temperaturausgleichenden Effekt der Naturfaser: Warm im Winter und kühl im Sommer. Baumwoll-Linters werden zu einem Wirrfaservlies mit besonderer Bauschkraft, Saugfähigkeit und Luftdurchlässigkeit verarbeitet.

Rosshaar 
Rosshaar zählt nicht wie die bisher beschriebenen Haare der Kamele, Lamas usw. zur Gruppe der »feinen Tierhaare«, die der Schurwolle gleichzusetzen sind. Laut Textilkennzeichnungsgesetz sind Haare mit oder ohne Angabe der Tiergattung zu bezeichnen, also entweder »Haar« oder »Rosshaar«, »Rinderhaar«, usw. Wichtig ist, dass es sich um Haare tierischer Herkunft handeln muss, die nicht unter die Gruppe der besprochenen feinen Tierhaare fallen. 
Das Deutsche Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung (RAL) hat unter RAL 399 C 4 die Bezeichnungsvorschriften für Polsterfüllstoffe herausgebracht, wo die einzelnen Qualitätsbezeichnungen für Rosshaar und Rinderhaare wie folgt festgelegt sind: 

1. Ross-Schweifhaar 
Mit Ross-Schweifhaar dürfen nur Polsterfüllstoffe bezeichnet werden, die aus Pferde-Schweifhaar bestehen, wobei dieses überwiegend länger als 15 cm sein muss. 

2. Schweifhaar 
Mit Schweifhaar dürfen nur Polsterfüllstoffe aus Pferde-Schweifhaaren und Rinder-Schweifhaaren bezeichnet werden. Die Haare müssen vorwiegend länger als 10 cm sein. 

3. Ross-Haar 
Mit Ross-Haar dürfen nur Polsterfüllstoffe bezeichnet werden, die aus Pferdemähnenhaaren mit mindestens 20 Prozent Pferde-Schweifhaaren bestehen. 

4. Ross-Mähnenhaar 
Mit Ross-Mähnenhaar dürfen nur Polsterfüllstoffe bezeichnet werden, die aus Mähnenhaar des Pferdes bestehen. Ross-Mähnenhaar darf nicht mehr als 10 Prozent Anteile von weniger als 5 cm enthalten. 

5. Reines Haar 
Mit reinem Haar dürfen nur Polsterfüllstoffe bezeichnet werden, die ausschließlich aus Haaren tierischer Herkunft bestehen. 
Rosshaar ist superelastisch, d. h. es hat eine überaus große Sprungkraft und einen hohen Federungseffekt, ist außerordentlich fest, und hat eine starke Kräuselung. Rosshaar ist das beste organische Polstermaterial. Seine feuchtigkeitsregulierende Wirkung und Luftdurchlässigkeit ist so gut, dass sich Rossabdeckungen besonders für die warmen Jahreszeiten empfehlen. Viele Matratzen haben daher eine Rosshaarabdeckung als Sommerseite.

Vliesstoffe aus synthetischen Fasern

Mit dem Polyestervlies ist eine weitere Variante von Feinpolstern auf dem Markt, die eine hohe Reiß- und Scheuerfestigkeit sowie geringe Dehnung aufweisen. Polyestervliese können je nach Bedarf mit bestimmten und konstanten Eigenschaften hergestellt werden, während Naturfasern solchen Trends nicht folgen können. Die Tragfähigkeit, die Bauschkraft, das elastische Verhalten und die Formbeständigkeit sind durch die Auswahl der Faserstärke, der Faserlänge und der Faser-Kräuselung zu beeinflussen. Fasern mit vollem Querschnitt reagieren anders als Hohlfasern. Chemiefasern sind also in der Fabrikation »manipulierbar«, einmal fertiggestellt behalten sie ihre Eigenschaften konsequent. Ihre Festigkeit und Elastizität wird durch Klima, Feuchtigkeit und Gebrauch praktisch kaum beeinflusst.

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